Mir kommen immer wieder Geburtsberichte von Frauen und Männern aus Rückbildungskursen oder Nachtreffen von Geburtsvorbereitungskursen in den Sinn. Immer wieder berichten Frauen, dass auch ihre Männer die Geburt ihres Kindes als schrecklich erlebt hätten. Das legt nahe, dass die obige Frage mit „Ja“ beantwortet werden kann.
Auslöser beim Mann:
- die mehr oder minder eigene, passive Rolle,
- die Erfahrung, der Partnerin die Schmerzen nicht abnehmen zu können,
- das Gefühl von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Angst, Überflüssigsein…
- das Blut,
- operative Maßnahmen,
- der Dammschnitt,
- der Anblick des Kindes (bläulich, schlaff, Käseschmiere auf der Haut, verformter Kopf…),
- die Schreie der Frau,
- die Hektik in Situationen, die schnelles Handeln erfordern,
- Angst, etwas falsch zu machen/ gemacht zu haben,
- …
Die Folgen eines negativen Geburtserlebnisses lassen sich auch auf die Männer übertragen. Ich kann mir vorstellen, dass Männer in unserer Gesellschaft noch weniger Verständnis für ihre Geburtserlebnisse und deren Folgen finden, als Frauen. Vielleicht ist es für die Männer selbst auch schwieriger, das Erlebte ein- und zuzuordnen, sich bewusst zu machen, dass es auf längere Sicht negative Auswirkungen für sie haben kann. Es ist anscheinend bei vielen Männern weniger üblich, über Gefühle und Probleme zu sprechen, was ihnen die Bewältigung der Geburtserfahrung erschweren kann.
Wie können Sie als Mann negative Auswirkungen bei sich erkennen?
Beispiele:
- Machen Sie sich immer wieder Gedanken, dass Sie etwas falsch gemacht haben?
- Träumen Sie von der Geburt?
- Waren Sie unendlich erleichtert, als die Geburt endlich überstanden war?
- Leidet die Sexualität zwischen Ihrer Frau und Ihnen? Ist Ihre Lust gebremst?
- Wollen Sie am liebsten das alles einfach vergessen?
- Sie möchten auf gar keinen Fall noch einmal eine Geburt miterleben.
Dann suchen Sie das Gespräch: Mit anderen Vätern, beim Nachtreffen des Geburtsvorbereitungskurses, mit Ihrer Partnerin, mit der Hebamme, in Paar- oder Einzelgesprächen mit professionellen BeraterInnen…
Weitere Informationen in dieser Rubrik:
„Schock im Kreißsaal“ (Zeitschrift Stern)